Gegenbesuch in Valguarnera Caropepe
März 2019
Nachdem im Jahr 2018, im Rahmen des Europäischen Bauernmarktes mit einem Festakt in der „Alten Landschreiberei“ die neue Städtepartnerschaft zwischen Kusel und Valguarnera Caropepe besiegelt war. War es natürlich auch der Wunsch unserer italienischen Freunde, die Urkunde hierzu auch auf sizilianischem Boden im Rahmen des St. Giuseppe-Fest, dem größten und überregional wichtigsten Fest der Stadt zu unterzeichenen. Diesem Wunsch kamen die Kuseler gerne nach und so reisten Mitte März Stadtbürgermeisterin Ulrike Nagel, der erste Beigeordnete Christian Buch, eine Delegation des Kuseler Stadtrats und Giuseppe Di Fede (Ziegelhütte) - dem „Vater“ der Städtepartnerschaft - gemeinsam mit Landrat Otto Rubly und Kuseline Lena Geuer nach Valguarnera Caropepe.
Begrüßungsabend
Anlässlich des Festes wird die Stadt mit Lichterketten festlich beleuchtet. So war schon die Einfahrt in die Altstadt am späten Freitagabend für die ganze Delegation ein sehr schönes Erlebnis. Bürgermeisterin Francesca Draiá, die Beigeordneten und der Stadtrat von Valguarnera hatten aber zusätzlich eine sehr beeindruckende Überraschung für ihre Kuseler Freunde organisiert: bei der Ankunft vor dem Rathaus spielte eine Blaskapelle die extra hierzu eingeübte deutsche und die italienische Nationalhymne.
Danach waren wir eingeladen, mit musikalischer Begleitung durch die Blaskapelle gemeinsam mit Bürgermeisterin Draiá und der Empfangsdelegation einen Rundgang durch die geschmückte abendliche historische Altstadt zu machen. Das fand großes Interesse bei den Zuschauern am Straßenrand.
Beim anschließenden gemeinsamen späten Imbiss im Rathaus bestand ungezwungen herzlich die Möglichkeit gegenseitigen Kennenlernens.
Festakt zur Städtepartnerschaft
Der Montag stand ganz im Zeichen der Feierstunde zur offiziellen Städtepartnerschafts-gründung und begann mit einem klassischen Konzert, das sowohl durch das hohe musikalische Niveau als auch durch das Programm sehr beeindruckte.
Der Leiter der Städtischen Musikschule hatte hierzu mit einem Projektorchester aus der Musikschule, mehreren Schulklassen und einer Opernsängerin als Solistin eine musikalische Reise durch ganz Europa einstudiert, die mit der Europahymne „Ode an die Freude“ von Beethoven und beiden Nationalhymnen ihren Höhepunkt fand.
Ganz im Zeichen Europas unterzeichneten die Bürgermeisterinnen dann die Städtepartnerschaftsurkunden. In ihrer Ansprache betonte Bürgermeisterin Francesca Draiá, dass internationale persönliche Begegnungen und Freundschaften die Basis seien, damit Europa auch in Zukunft Garant für ein friedliches Zusammenleben der Nationen sein könne. Sie habe sich sehr gefreut über die große Herzlichkeit, mit der man ihre Delegation in Kusel aufgenommen und beim Europäischen Bauernmarkt unterstützt habe. Natürlich sei es schön, wenn die Partnerschaft dauerhaft auf beiden Seiten Wirtschaft und Tourismus beflügeln könnte, aber am wichtigsten seien die persönlichen Begegnungen, vor allem unserer Jugendlichen. Stadtbürgermeisterin Ulrike Nagel bedankte sich für die außerordentliche Gastfreundschaft. Bereits mit der Musik am Ankunftsabend, aber besonders mit dem Europa Potpourri habe man sich in die Herzen der Kuseler gespielt. Man habe in der kurzen Zeit sehr viel über Valguarnera gelernt. Sie habe viele Gemeinsamkeiten festgestellt: die große Bedeutung von Musik in beiden Regionen, die beiderseits bestehende Auswanderergeschichte wegen schwieriger Lebensbedingungen, die große Heimatverbundenheit, die alle auch von weit her einmal im Jahr nach Hause kommen lässt: bei uns zur „Mess“, in Valguarnera zum St. Giuseppe-Fest. Das sei alles ein gutes Fundament für eine lebendige Städtepartnerschaft als Baustein für Frieden und Verständigung in Europa.
Erste gemeinsame Schritte habe man schon für den Schüleraustausch gemacht, auch zwischen den Musikschulen sei eine Zusammenarbeit sehr wünschenswert. Tourismus und Wirtschaft seien sicher gemeinsam mit der Kreisverwaltung vielversprechend zu entwickeln. Deshalb freue sie sich, dass Landrat Rubly persönlich mit nach Valguarnera gekommen sei.
Der Landrat betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit einer guten Partnerschaft auf örtlicher Ebene für eine wirtschaftliche Entwicklung im europäischen Rahmen. Der Kreis unterstütze gern, wenn die Bürgerinnen und Bürger vor Ort die Motoren seien.
Beide Bürgermeisterinnen bedankten sich sehr herzlich bei Giuseppe Di Fede. Er sei der Vater dieser Städtepartnerschaft und habe mit enormer deutscher Beharrlichkeit und italienischem Optimismus für die Verbindung seiner beiden Heimatstädte geworben und könne sich nun heute endlich am Erfolg freuen.
Das St. Giuseppe-Fest
Der Samstagabend und Sonntag standen ganz im Zeichen des Festes zu Ehren des heiligen Josef. Kirchlicher Höhepunkt des Festes ist die große Prozession am Samstagabend, bei der in gut drei Stunden die Statue des Heiligen Josef durch die ganze Altstadt getragen wird. Hierzu werden etwa zwanzig starke Männer als Träger benötigt. Ihnen folgt der Pfarrer, der Stadtrat, eine Blaskapelle und dann alle Bürgerinnen und Bürger. Auf der Hälfte der Strecke wird bei einem großen Feuerwerk pausiert. Insgesamt herrscht eine fröhliche Stimmung.
Als Sinnbild für Barmherzigkeit und Güte verehrt, wird in Sizilien traditionell am St. Josefstag Dank gesagt, wenn einem Gutes widerfahren ist. Familien, Vereine und auch die Stadtverwaltung selbst öffnen dazu ihre Häuser und decken für jedermann einen Tisch oder eine mehrstöckige Tafel mit kunstvoll gebackenem Brot und anderen Speisen. Hierzu wird für jede Tafel eine heilige Familie bestimmt, für die extra gedeckt ist und die nach einem Dankgebet als Erste essen.
Bei der Tafel der Stadt wird diese Ehre jedes Jahr bedürftigen Familien zu Teil. Die Brote für die Tafeln in Valguarnera werden traditionell unter Einsatz der ganzen Familie in der kleinen Bäckerei von Mario Nasello wahrhaft meisterlich gebacken.
Die Vorbereitung und Durchführung des Festes gelingt nur wegen des außerordentlichen Engagements unzähliger Bürgerinnen und Bürger, die für die Tafeln Torten und Speisen spenden.
Dieser Zusammenhalt bei der gemeinsamen Vorbereitung des Festes und die mit dem Fest verbundene Geste des Dankes und der Großherzigkeit hat bei der ganzen Kuseler Delegation einen tiefen Eindruck hinterlassen.